Der Gedanke an Zero Waste hat mich anfangs erschlagen. Wir produzieren automatisch täglich so viel Müll, wie soll ich schaffen das wegzulassen?! Und genau dieser Gedanke ist der Fehler. Veränderung fängt im Kopf an. Denkst du zu extrem – “Zero Waste ist ganz einfach” oder auch “Zero Waste bedeutet Null Müll” – wirst du es kaum schaffen dein Konsum umzustellen. Der wahrhaftige Müllberg der vor dir liegt und den wir täglich automatisch produzieren, ist dann viel zu groß. Es ist wichtig das Ziel, dein ganz eigenes persönliches Ziel, zu überdenken. Wohin willst du? Wahrscheinlich ist Less Waste das bessere Ziel.
In meinem Artikel zu allen 8 R’s als Grundlagen des Zero Waste, habe ich bereits alle 8 Grundsätze kurz beschrieben. Heute möchte ich näher auf den ersten und damit wichtigsten Schritt eingehen: Rethink – Überdenke. Warum erscheint Zero Waste so unerreichbar und wie kannst du das ändern?! Welches sind die ersten Schritte auf deinem Weg zu Zero Waste?!
Was sind die Tücken auf dem Weg zu Zero Waste?
Äußere Einflüsse auf unser Unterbewusstsein
Es ist wichtig zu verstehen, dass wir nach erlernten Mustern handeln. Wir handeln wie es uns unsere Umgebung vorlebt. Wie es uns Eltern und Großeltern, Erzieher und Lehrer, Freunde, Kollegen, Nachbarn und Kommilitonen vormachen. Und es ist ganz normal, dass wir das tun. Dies zu erkennen ist wichtig. Nur wenn wir erkennen, können wir es ändern und neue Denkmuster und Handlungsweisen auftun und in unseren Alltag integrieren.
Einen großen Einfluss haben auch die Medien auf uns. Fast überall, stets und ständig werden wir von Werbung bombardiert und auch diese Werbung beeinflusst uns, ob wir wollen oder nicht. Ob es die Anzeige in der Zeitung ist, die Radiowerbung oder der Fernsehspot. Du siehst nicht hin? Du kannst dich eh nicht erinnern? Das stimmt nicht. Auch unbewusst, nimmst du sie wahr. Vielleicht kannst du dich nur an Farben erinnern, aber dein Unterbewusstsein kann sich an die Marke und das Produkt erinnern und wenn du das nächste Mal im Laden stehst, greifst nicht du zu, aber vielleicht dein Unterbewusstsein. Die Marketingfachleute arbeiten genau mit diesem Mechanismus und werden es schaffen dich zu überlisten.
Falsche gesellschaftliche Bedeutung von Zero Waste
Zero Waste wird von vielen mit Verzicht gleich gesetzt. Dieser Verzicht ist von unserer Gesellschaft nicht vorgelebt und fällt uns daher immens schwer. Er ist sogar etwas was wir vermeiden wollen. Aber kann man Zero Waste wirklich mit Verzicht gleichsetzen? Bedeutet Zero Waste nicht viel mehr sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien und dadurch an Lebenszeit und Eigenverantwortung über sein Handeln wieder zu gewinnen?
Selbstbestimmung
Wie kann man die äußeren Einflüsse ausblenden?
Ist dir die unterbewusste Steuerung durch Medien, Umfeld und falsche Gleichsetzung mit Verzicht, bewusst, ist bereits der erste Schritt getan. Es wird dir leichter fallen beim nächsten Einkauf zu überdenken warum du zu dem Produkt greifst. Hinterfrage dich, dein Handeln und die Intention für dieses Handeln.
Ist es wirklich nötig dass einhundertste T-Shirt im Schrank hängen zu haben, nur weil andere sich auch die Saisonware kaufen? Brauchst du das neue Handy, weil es andere haben oder weil dein altes wirklich kaputt ist? Nimmst du den Käse in der Plastikverpackung, weil du ihn schon immer nimmst oder weil er dir schmeckt?
Zero Waste = Glück!
Viele Studien kommen zu dem Ergebnis, dass wir trotz mehr Besitz nicht glücklicher sind. Die Endorphine die wir bei einem Kauf ausschütten, verfliegen schnell. Befragt man Menschen zu ihren glücklichsten Menschen fallen selten Situationen die mit Besitz oder Konsum einhergehen. Man hört vielmehr von der Geburt des Kindes oder des Enkels, die eigene Heirat, das fröhliche Umhertollen des Hundes und den fröhlichen Familienfesten. Sollten wir uns daher nicht viel mehr Zeit dafür nehmen, statt Samstags shoppen zu gehen? Es liegt an dir mit was du Zero Waste gleich setzt und wie deine Assoziation damit ist. Fangen wir an Zero Waste (Null Müll) mit Less Waste (Weniger Müll) gleichzusetzen, sieht der Berg der vor einem liegt, schon nicht mehr so überdimensional und nicht schaffbar aus.
Bewusst werden
Gehen wir also davon aus, du hast dich für einen Weg zu Zero Waste entschieden, können wir auch davon ausgehen, dass der wahrhaftige Müllberg den du jetzt vor dir siehst, überdimensional groß ist. Wahrscheinlich wird dir gerade jetzt bewusst wie viel Müll wir wirklich jeden Tag produzieren und wie wenig Einfluss du wirklich darauf hast (zumindest denkst du das gerade). Und das ist gut so. Bewusst sein schaffen ist wichtig um zu überdenken. Überdenken ist wichtig um dein Handeln zu ändern.
Wichtig ist es jetzt, dass du dich informierst. Dass deine Annahmen Gewissheit finden. Wie lange braucht Plastikmüll bis es sich zersetzt? Wie viele Ressourcen bedarf es die Plastiktüte zu produzieren? Wie viel Müll existiert bereits in unseren Meeren und auf unseren Kontinenten? Welche alternativen Verpackungsmöglichkeiten gibt es?
Seiten und Sendungen über die ich mich informiere: Klimafakten, Quarks oder auch Statista.
Was kannst du bereits jetzt tun?
Bereits ohne dein Leben groß umzustellen oder deinen Lieblingssupermarkt zu meiden, kannst du bereits viel tun:
- Hinterfrage dein Konsumverhalten bei jedem Kauf – Brauche ich das wirklich?
- Achte beim Kauf auf die Herstellung – fairtrade, Bio- oder Ökosiegel – Tierwohllabel
- Nimm einen Beutel mit zu deinem Spaziergang und sammle Müll aus der Natur
- Achte beim Kauf auf den Produktionsort – es müssen nicht die Tomaten aus Spanien sein, wenn es auch Tomaten aus Deutschland gibt
- Nimm einen Stoffbeutel mit zum Einkauf
- Lass dir dein Essen zum Mitnehmen in mitgebrachten Dosen geben
- Lies Bücher aus der Stadtbibliothek oder als E-Book, statt gedruckte Bücher zu kaufen
- Nutze Rad oder Öffis
- Informiere dich weiter über Themen wie Nachhaltigkeit und Klimabilanz
- Inspiriere andere Menschen in deinem Umfeld und führe auch mal unbequeme Diskussionen über dein neu gewonnenes Wissen