Wenn du bereits etwas Erfahrung in der Hühnerhaltung hast, möchtest du eventuell kleine niedliche Hühnerküken aufwachsen sehen. Es toll zu sehen wie sie sich aus dem Ei schälen und dann Tag für Tag die Welt entdecken. Eier ausbrüten ist, mit dem richtigen Brüter, erstaunlich einfach. Wie es geht und auf was ihr achten müsst, erkläre ich euch heute.
Die richtigen Bruteier und ihre Beschaffung
Dein Brutergebnis hängt stark vom ausgewählten Ei ab. Welche Eier du für deine Brut auswählen solltest und wie du am einfachsten an gute Bruteier kommst, kannst du in meinem Artikel Bruteier – Beschaffung, Lagerung und Auswahl lesen.
Wähle in jedem Fall mindestens 6 Eier aus. Die Wahrscheinlichkeit dass deine Küken dann als Einzelküken aufwachsen ist damit sehr gering.
Es geht los – die Eier kommen in den Brüter
Wichtig ist, dass du deinen Brüter gut kennst, dich auf ihn verlassen kannst, oder zumindest die Gebrauchsanweisung gut kennst. Spare beim Kauf eines Brüters nicht am falschen Ende. Ein Brüter auf den Verlass ist, ist unersetzlich. Ein Brüter für Anfänger mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis ist der RCOM 20 Max. Wir nutzen seit einigen Jahren den Vorgänger dieses Modells und sind sehr zufrieden. Lege deine Eier so in den Brüter, wie es vom Hersteller vom Brüter empfohlen wird und stelle Temperatur und Luftfeuchtigkeit ein.
Die Temperatur sollte bei Hühnereiern zwischen 37,2 ° und 38,9 °C liegen. Optimal ist 38,0 °C. Die Temperatur sollte nicht zu lang ober- oder unterhalb dieser Grenzen liegen. Die Feuchtigkeit solltest du auf 60% stellen, das gilt als optimal. Sie sollte nicht unter 55 % und über 65 % schwanken. Im besten Fall hält dein Brüter Temperatur und Feuchtigkeit selbst. Ich kann nur zu einem Brüter raten der dies tut. Die Entwicklung deiner Küken im Ei ist sonst sehr gefährdet.
Ideal ist es erst die Eier in den Brüter zu legen und dann die Temperatur und Luftfeuchtigkeit einzustellen. So gewöhnen sich die Eier besser an die Temperatur. Bis zum Schlupf braucht es nun etwas Geduld, genaugenommen 21 Tage. Wenn dein Brüter die Wendung nicht übernimmt, musst du die Eier mindestens dreimal täglich drehen, damit die Keimscheibe und später das Kükenembryo nicht an der Schalenwand anklebt. Im besten Fall hast du einen Brüter der auch das übernimmt.
Das Schieren deiner Eier
Ab Tag 7 deines Schlupfs lohnt es sich deine Eier zu schieren. Das bedeutet, dass du deine Eier durchleuchtest um den Entwicklungsstand deines Kükens beobachten zu können. Die Entwicklung ist sehr interessant. Ob ein Ei eventuell nicht befruchtet oder die Entwicklung stehen geblieben ist, kannst du aber erst mit einiger Erfahrung wirklich einschätzen. Entscheide daher nicht zu früh ein Ei auszusortieren.
Schiere auch nicht zu oft. Da du dabei jedes Mal den Brüter öffnest, störst du nur unnötig das so wichtige Brutklima. Übe dich besser in Geduld und lass dich überraschen. Ich schiere meist nur einmal an Tag 18, wenn die Eier umgelegt werden, dazu gleich mehr.
Das Schieren an sich ist relativ einfach. Dunkle den Raum in dem du dich befindest leicht ab, nimm ein Ei aus dem Brüter und durchleuchte es im besten Fall mit einer speziellen Schierlampe. Durch den speziellen Aufsatz strahlt das Licht nicht am Ei vorbei, sondern komplett durch. So kannst du am besten sehen was im inneren passiert. Zum Schieren kannst du auch eine handelsübliche Taschenlampe nehmen. Platziere dann deine Hände oder eine anderen Abdeckung so, dass möglichst kein Licht am Ei vorbei leuchtet und schau dass die Lampe nicht zu heiß ist und das Küken damit schädigst.
In den ersten Tagen der Entwicklung wirst du rote Äderchen anfangen wahrzunehmen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich ein schwarzer Punkt der nach und nach wächst. Am 18. Tag durchdringt das Licht das Ei fast gar nicht mehr, du siehst dann nur noch die Luftblase in der Spitze des Eis.
Bei sehr dunklen Eier kannst du diese Entwicklung nur sehr schlecht, bis gar nicht beobachten. Da musst du dich einfach in Geduld üben. Wenn du wissen willst, welche Rassen welche Eierfarbe legen, kannst du hier nachlesen.
In dem nachfolgenden Video ist diese Entwicklung im Unterschied von Tag 8 und 13 gut sichtbar.
Der 18. Tag
Am 18. Tag musst du dich etwas intensiver um deine Eier kümmern. Ab heute dürfen deine Eier nicht mehr gewendet werden. Nutzt du den RCOM King Suro 20 MAX Mod. 2019. nimmst du den Brüter aus der Halterung. Bei anderen Brütern wechselst du von der Wende- auf die Schlupfhorde. Schau am Besten in deiner Gebrauchsanweisung nach. Weiterhin erhöhst du heute die Luftfeuchtigkeit auf 70 %.
Wenn du magst, schierst du heute nochmal. Heute ist es sehr gut sichtbar ob ein Ei befruchtet ist oder nicht. Nimm die nicht befruchteten Eier nun raus, damit die Küken beim Schlüpfen mehr Platz haben.
Der Schlupf beginnt
Beim Eier ausbrüten beginnt ab dem 19. Tag die spannenste Phase. Ab heute kannst du die ersten Piepsgeräusche aus den Eiern wahrnehmen. Am 21. Tag beginnt der Schlupf indem ein Küken die Eischale von innen anpickt. Manche Küken haben es recht eilig. Das erste Anpicken hab ich auch bereits am 19. oder 20. Tag beobachtet. Das ist nicht weiter schlimm. Dein Küken ist nicht gefährdet.
Vom ersten Anpicken bis zum finalen Schlüpfen können viele Stunden vergehen. Ein halber Tag ist da keine Seltenheit. Nach dem ersten Anpicken ruht sich das Küken in der Regel erstmal aus und es dauert bis es weitergeht. Auch da bitte nicht nervös werden. Etwas später fängt es an einen Ring um das Ei anzupicken. Dabei dreht sich das Küken im Ei. Diese Zeit braucht das Küken in aller Ruhe damit es den Dottersack richtig einziehen kann. Letztendlich stemmt sich das Küken mit dem Kopf gegen den Deckel des Ei’s und schafft es so aus dem Ei.
Das nasse und erschöpfte Küken wird nun erstmal Schlafen, Piepsen, Umfallen und dann wieder von vorne. Lass das Küken so lang im Brüter bis es durch die Wärme im Brüter getrocknet ist. Auch wenn es doch sehr komisch aussieht, wenn das Küken über die anderen Eier purzelt, schadet es damit den anderen Eiern nicht. Auch animiert das Küken durch das Piepsen die anderen Küken zu schlüpfen.
Soll ich meinem Küken helfen?
Nein. Versuche so wenig wie möglich, am besten gar nicht, in den Schlupf einzugreifen. Ein Küken, was es nicht allein aus dem Ei schafft, wird es auch in den Folgetagen schwer haben.
Wenn du ein wenig Erfahrung gesammelt hast und wirklich einschätzen kannst, dass es Probleme beim Schlupf gibt, kannst du das Ei leicht, Stück für Stück, pellen. Am Besten in der Reihenfolge wie es das Küken auch tun würde. Hol es in keinem Fall ganz aus dem Ei. Das Küken braucht Zeit den Dottersack vollständig einzuziehen. Ist dieser nicht vollständig eingezogen, entwickelt sich das zum Infektionsherd und dein Küken wird später schwer erkranken. Mach dies bitte wirklich nur wenn du Erfahrung hast! Wende dich in einem Zweifelsfall besser an Personen die Erfahrung mitbringen.
Die hier beschriebenen Zeiten, Temperatur und Feuchtigkeit sind für Hühnereier. Möchtest du andere Eier ausbrüten, benötigen diese andere Temperaturen, Zeiten und Feuchtigkeit. Meist gibt dein Brüter in der Gebrauchsanweisung darüber Auskunft.
Was tun, wenn die Küken da sind?
Über die Kükenaufzucht ohne Glucke, hat Ilkas Farm ihre Erfahrungen berichtet. Ich finde diesen Beitrag auf ilkasfarm.de sehr hilfreich.